Meinung: News des Tages: Annegret Kramp-Karrenbauer, Wladimir Putin, digitale Trinkgeldfunktion

Datum19.12.2025 18:01

Quellewww.spiegel.de

TLDRWladimir Putin sorgte wieder für Aufsehen mit Drohungen in seiner jährlichen Propagandashow, in der er sich als besorgter Regierungschef inszenierte. Er attackierte europäische Staatschefs als "Räuber", während die Realität seiner Kriegsführung in der Ukraine im Widerspruch dazu steht. Zudem kam es bei der Konrad-Adenauer-Stiftung zu einer Kampfkandidatur, die Annegret Kramp-Karrenbauer gewann, was Merz eine weitere Niederlage beschert. Eine Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Kunden die Einflussnahme von Trinkgeldforderungen auf Kartenzahlungen ablehnt.

InhaltPutin poltert wieder. Merz muss noch eine Schlappe hinnehmen. Und Trinkgeld gibt man am liebsten freiwillig. Das ist die Lage am Freitagabend. Die drei Fragezeichen heute: Mit Drohungen von Wladimir Putin ist es wie mit Zahnschmerzen. Man kann sie nicht ignorieren, sie sind extrem nervig, gerade kurz vor dem Wochenende! Aber verrückt machen sollten sie einen auch nicht. Man sollte sich, in beiden Fällen, selbstkritisch fragen, ob man genug Prävention betrieben hat. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen Putin herumpolterte. Der russische Präsident hatte zu seiner jährlichen Propagandashow geladen, das Staatsfernsehen übertrug sie. Man inszenierte eine Art öffentliche Bürgersprechstunde. Putin durfte vier Stunden lang den besorgten Landesvater mimen, der sich um die Belange der einfachen Leute kümmert. Und er konnte drohen. Neben den üblichen Kriegsandeutungen Richtung Europa gab es Spitzen gegen den Nato-Chef Mark Rutte und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Europäische Staats- und Regierungschefs bezeichnete Putin als "Räuber", weil sie an russische Vermögen ran wollten. Räuber? Interessant. Wenn der russische Präsident grundsätzlich der Überzeugung ist, dass man nicht einfach etwas nimmt, was anderen gehört, warum überfällt er dann die Ukraine? Ein Quiz zum Wochenende: Wer weiß, wer in den vergangenen Jahren Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) war? Wer jetzt nicht euphorisch "HIER! HIER!" ruft, ist nicht zwingend ahnungslos. Über Jahre und Jahrzehnte war die Frage, wer dieser Stiftung vorsitzt, selbst für interessierte Politikbeobachter eher unwichtig. Aber es hat sich was gedreht – und nicht zum Besseren. Heute werden auch kleinere Personalentscheidungen politisiert (erinnern wir uns an Frauke Brosius-Gersdorf) und Nebensachen zu Hauptsachen. Die verkämpfte Republik. Politik wird immer mehr zum winterlichen Freitagabendspiel auf Schalke. Jetzt aufgepasst, für zukünftige Quizfragen: Heute stimmte die Mitgliederversammlung der Adenauer-Stiftung über die Nachfolge von Norbert Lammert ab, der war dort bisher der Chef und hört auf. Zum ersten Mal in der langen Geschichte der KAS kam es zu einer Kampfkandidatur. Der vom Kanzler favorisierte Kandidat hieß Günter Krings, ein mächtiger Mann aus der Unionsfraktion. Die Gegenkandidatin war mal mächtig in der Union, aber eigentlich längst von der politischen Bildfläche verschwunden: Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Gewinnerin heißt … Annegret Kramp-Karrenbauer. Merz konnte sich nicht durchsetzen. Entweder reichte seine Macht nicht aus – oder das Mitleid der 52 Wahlberechtigten. Man fügt dem Kanzler nach seiner Ukraine-Schlappe in Brüssel, kurz vor Weihnachten, noch eine zweite Niederlage hinzu. Eigentlich hätte ich dafür nicht unbedingt eine Umfrage gebraucht. Ich kenne eigentlich nur Leute, die von der neuen Trinkgeldfunktion auf Kartenlesegeräten genervt sind. Diese Geräte drängen einen geradezu, dass man sieben, zehn oder zwanzig Prozent Trinkgeld auswählt. Egal, ob man gerade eine Brezel kauft oder einen Take-away-Kaffee. Das Optionsfeld für "kein Trinkgeld" ist auf dem Display so unterdimensioniert, dass man es kaum findet. Man will Trinkgeld gern großzügig geben, niemals durch Druck. Eine YouGov-Umfrage hat nun ergeben, dass eine Mehrheit der Kunden diese fordernden Displays ablehnt. Vielleicht überdenkt man in Gastro und Einzelhandel noch mal, ob das eine gute Idee ist. Liegt die Schönheit des Schenkens nicht in der Freiwilligkeit? Abgesang: Paul McCartney, 83, trauert um einen fränkischen Mittelständler. Der Basshersteller Höfner muss vorläufige Insolvenz anmelden. Auf Instagram schreibt der Ex-Beatle: "Das Unternehmen stellt seit über 100 Jahren Instrumente her, und ich habe meinen ersten Höfner-Bass in den Sechzigern gekauft." Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel. Theoretisch muss die Post Briefe innerhalb von vier Werktagen zustellen. Falls Sie also heute Abend noch Weihnachtspost schreiben wollen und morgen früh einschmeißen, könnte es reichen bis Weihnachten. Falls Ihnen Briefmarken fehlen, bietet die Post inzwischen die Option, per Handy zu frankieren. Die Postapp generiert einen Code, den man auf den Umschlag schreibt. Das funktioniert sehr gut, habe ich ausprobiert. Einen schönen Abend. Herzlich Ihr Felix Dachsel, stellvertretender Ressortleiter Reporter