Datum19.12.2025 14:34
Quellewww.zeit.de
TLDRDie IHK Dresden fordert eine Reform der Berufsschulplanung in Sachsen, um Fehlentwicklungen zu beheben und die Ausbildung zukunftsfähig zu gestalten. Aktuell sind 60 staatliche Berufsschulen an 100 Standorten im Land etabliert, was als zu viel angesehen wird. Die IHK plädiert für ein "Standortprinzip", wo Ausbildung dort erfolgt, wo die meisten Betriebe sind. Zudem wird ein Stipendienprogramm für Berufsschullehrer angekündigt, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, da bis 2030 viele Lehrer in Rente gehen werden.
InhaltHier finden Sie Informationen zu dem Thema „Berufsschulen“. Lesen Sie jetzt „IHK Dresden will Reform der Berufsschulplanung“. Die Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK) mahnt eine Reform bei den Berufsschulen an. Man müsse Fehlentwicklungen korrigieren und das System jetzt zukunftsfest ausrichten, sagte Hauptgeschäftsführer Lukas Rohleder in Dresden. Seit 2021 gilt in Sachsen ein neues Berufsschulnetz. Damit hatte man bewusst auch Berufsschulen im ländlichen Raum erhalten wollen. Das Netz wird derzeit evaluiert. Nach Ansicht der IHK ist das Netz mit 60 staatlichen Berufsschulen an 100 Standorten zu groß. Sachsen habe damit so viele Standorte wie alle ostdeutschen Flächenländer zusammen. Standortschließungen dürften kein Tabu mehr sein, erklärte Rohleder. Die Planung von Berufsschulen müsse primär einer steigenden Attraktivität der Berufsausbildung dienen und nicht zuvorderst der Strukturpolitik für den ländlichen Raum. Die IHK plädiert für ein "Standortprinzip": Die Ausbildung soll dort erfolgen, wo die meisten Betriebe ansässig sind. "Wer heute in Sachsen Tourismuskaufmann oder -frau werden möchte, muss die Berufsschule in Rodewisch - einer kleinen 6.000-Einwohnerstadt im östlichen Vogtland - besuchen", brachte Rohleder ein Beispiel. Fachinformatiker wiederum müssen nach Weißwasser, auch wenn ihre Ausbildungsbetriebe in Chemnitz oder in Leipzig ansässig. Laut IHK muss sich Sachsen bei der weiteren Planung auf Standorte fokussieren, die gut mit dem öffentlichen Personennahverkehr erreichbar sind und vor Ort ausreichend Unterbringungsmöglichkeiten etwa in Wohnheimen bieten. Es sei klar, dass man mit solchen Forderungen bei ausgewählten Landräten, Bürgermeistern und der sächsischen Staatsregierung "auf wenig Gegenliebe bis Gegenwehr" stoße. Rohleder kündigte ein Stipendienprogramm für Berufsschullehrer an. Demnach sollen Studenten im Lehramt Berufsschule ab dem 5. Semester mit monatlich 500 Euro über eine maximale Laufzeit von 36 Monaten unterstützt werden. Jede der drei sächsischen IHK könne zunächst drei Studenten fördern. Das Geld werde über Mitgliedsbeiträge der IHK-Mitglieder aufgebracht. Aktuell gebe es bei Erstsemestern in diesem Bereich Abbruchquoten von 30 bis 40 Prozent. Nach den Worten von IHK-Präsident Andreas Sperl wird das Programm den Mangel an Berufsschullehrern nicht beheben können. Man wolle aber ein Zeichen setzen und das Image des Berufsschullehrers aufwerten. Laut IHK-Sprecher Lars Fiehler gehen bis 2030 etwa 50 Prozent der sächsischen Berufsschullehrer in Rente. Der Lehrermangel erfordere eine Neuausrichtung. Weniger Lehrer auf weniger Standorte zu konzentrieren, sei ein einfacher Dreisatz. © dpa-infocom, dpa:251219-930-446820/1