Datum19.12.2025 11:57
Quellewww.zeit.de
TLDRWladimir Putin äußerte sich bei seiner Jahrespressekonferenz siegessicher zum Krieg gegen die Ukraine und zweifelte an deren Friedenswillen. Er betonte, dass russische Truppen an der Front stetig vorankommen, obwohl internationale Beobachter widersprüchliche Informationen über die tatsächlichen Eroberungen lieferten. Während Putin sich über den ukrainischen Präsidenten Selenskyj lustig machte, berichten ukrainische Militärs von Erfolgen in Gegenangriffen. Unterdessen verhandeln die Ukraine und westliche Länder über einen Waffenstillstand, während Putin an seinen Kriegszielen festhält und mit weiteren Eroberungen droht.
InhaltAuf seiner Jahrespressekonferenz gibt sich Russlands Staatschef siegessicher, wirft der Ukraine mangelnden Friedenswillen vor – und macht sich über Selenskyj lustig. Russlands Staatschef Wladimir Putin hat bei seiner Jahrespressekonferenz die Erwartungen an eine Friedenslösung im Krieg Russlands gegen die Ukraine gedämpft. Er sehe aufseiten der Ukraine keine Bereitschaft dazu, sagte Putin in der im Fernsehen übertragenen Sendung Direkter Draht. Traditionell verbindet Putin seine Jahrespressekonferenz mit einer Art TV-Bürgersprechstunde, in der er manchmal stundenlang eingesendete Bürgerfragen beantwortet. Die diesjährige Sendung war dabei schon zu Beginn stark von Kriegsthemen dominiert. "Unsere Truppen rücken entlang der gesamten Kontaktlinie vor", sagte Putin zur Lage an der Front, während sich die Ukraine in alle Richtungen zurückziehe. Putin verwies darauf, dass die russischen Truppen seit mehr als einem Jahr permanent in der Offensive seien. Während diese Aussage den Tatsachen entspricht, überhöhte der russische Präsident bei seiner Darstellung der Lage die Erfolge seiner Armee in der Ukraine. So sprach Putin mit einem im Publikum anwesenden Offizier, der an dem russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Siwersk beteiligt gewesen sein soll. Diese wurde in dem Gespräch als vollständig erobert dargestellt, während sie es laut internationalen Beobachtern nur größtenteils ist. Dasselbe gilt für die Stadt Wowtschansk im Norden der Region Charkiw, die Putin ebenfalls als erobert beschrieb. Ein Großteil der inzwischen nahezu vollständig zerstörten Stadt wird seit Sommer 2024 von Russland kontrolliert, doch auch Wowtschansk ist derzeit nicht vollständig erobert worden. Im Fall der Stadt Kupjansk in derselben Region, aus der russische Truppen zuletzt größtenteils verdrängt worden sind, tätigte Putin ähnliche Aussagen – und machte sich dabei über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj lustig. Dieser hatte am vergangenen Freitag eine Videobotschaft am Stadtrand aufgenommen, mutmaßlich weniger als zwei Kilometer von russisch kontrollierten Teilen von Kupjansk entfernt. Zuvor hatte das ukrainische Militär Erfolge bei wochenlangen Gegenangriffen in der Region gemeldet und von einer Befreiung von etwa 90 Prozent der Stadt gesprochen. Selenskyj sei ein "talentierter Künstler", sagte Putin dazu mit Blick auf die Bühnenvergangenheit des ukrainischen Staatschefs, und legte somit nahe, dass es sich bei dem Video des ukrainischen Staatschefs in Kupjansk um eine Inszenierung handelt. Mit Verweis auf den Ort, an dem Selenskyj das Video aufgenommen hatte – eine Stelle an der südwestlichen Einfahrt nach Kupjansk – sagte Putin weiter: "Warum sollte man an der Türschwelle stehen? Komm doch ins Haus herein." Selenskyj hatte am vergangenen Freitag mit seiner Videobotschaft seinerseits die russischen Behauptungen darüber, dass Kupjansk vollständig erobert worden sei, demonstrativ infrage gestellt. Putin-Kritiker, teils auch innerhalb der russischen Streitkräfte, legen dem russischen Präsidenten derweil regelmäßig zur Last, sich nur selten in Frontnähe zu zeigen. Derzeit verhandeln die Ukraine, die USA und führend EU-Länder über ein gemeinsames Waffenstillstandsangebot an Russland, hinter dem sowohl die Ukraine als auch ihre europäischen Unterstützer und die US-Regierung stehen sollen. Unter anderem sehen bisherige Entwürfe Sicherheitsgarantien an die Ukraine und eine demilitarisierte Zone im Norden der schwer umkämpften Region Donezk vor. Sowohl Putin als auch weitere Vertreter Russlands, darunter der außenpolitische Präsidentenberater Juri Uschakow, signalisierten zuletzt jedoch, auf den ursprünglichen Kriegszielen beharren zu wollen. Putin drohte zudem mit der Eroberung weiterer Regionen.