Arbeitsmarkt: ifo-Beschäftigungsbarometer sinkt auf tiefsten Stand seit 2020

Datum19.12.2025 09:15

Quellewww.zeit.de

TLDRDas ifo-Beschäftigungsbarometer ist im Dezember auf den tiefsten Stand seit 2020 gefallen, was die schwache Stimmung unter deutschen Arbeitgebern widerspiegelt. Die Industrie verzeichnet einen erheblichen Stellenabbau, während Dienstleister und Handelsunternehmen ebenfalls Personal abbauen. Positiv sind lediglich die Branchen Tourismus und Unternehmensberatung. Die stagnierende Wirtschaft mit einem erwarteten Wachstum von nur 0,1 Prozent wirkt sich auch negativ auf die Arbeitslosenquote aus, die auf 6,3 Prozent gestiegen ist.

InhaltDeutsche Unternehmen schaffen nur wenige neue Stellen, bauen aber viele ab. Vor allem in der Industrie sinkt die Nachfrage nach Arbeitskräften. Das ifo Institut für Wirtschaftsforschung misst unter den deutschen Arbeitgebern die schlechteste Stimmung seit Mai 2020. Das sogenannte Beschäftigungsbarometer des Instituts sank im Dezember von 92,5 auf 91,9 Zähler, den tiefsten Stand seit dem ersten Jahr der Coronakrise. "Im Jahr 2025 erlebten wir vor allem in der Industrie einen schleichenden Stellenabbau", sagte Klaus Wohlrabe, der Leiter der ifo-Umfragen. "Die schwache Konjunktur bremst den Arbeitsmarkt weiter aus."  In der Industrie werden den Forschern zufolge in nahezu allen Branchen Stellen abgebaut. Vor allem die Bekleidungshersteller planen demnach, Personal abzubauen. Aber auch die Dienstleister sowie Handelsunternehmen planen im neuen Jahr mit weniger Mitarbeitern. Lediglich im Bau halten sich demnach positive und negative Entwicklungen die Waage: Das Bauhauptgewerbe will im kommenden Jahr weder weniger noch mehr Menschen beschäftigen als in diesem. Positiv waren die Planungen allein in der Tourismusbranche und bei Unternehmensberatungen, wo mehr Stellen geschaffen werden sollen. Grundlage für das Beschäftigungsbarometer sind mehr als 9.000 monatliche Meldungen von Unternehmen aus Industrie, Bau, Handel und Dienstleistungen. Aus deren Beschäftigungsplanungen für die kommenden drei Monate errechnen die ifo-Forscher einen Index. Das Jahr 2015 dient mit dem Indexwert von 100 als Referenz. Ursache der pessimistischen Planungen der Arbeitgeber ist die anhaltende Stagnation der deutschen Wirtschaft. In diesem Jahr soll die Wirtschaft laut Erwartungen von Ökonomen um lediglich 0,1 Prozent wachsen. 2024 und 2023 war die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,5 beziehungsweise 0,9 Prozent geschrumpft. Das erwartete etwa ein Prozent Wachstum im kommenden Jahr wird somit nicht ausreichen, um die beiden Rezessionsjahre auszugleichen.  Die schwache Konjunktur wirkte sich auch auf die Arbeitslosenquote aus. In diesem Jahr erreichte sie den Wert von 6,3 Prozent – ein Prozentpunkt mehr als im bisher letzten Wachstumsjahr 2022. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft geht zwar davon aus, dass der Wert bis 2027 wieder auf 5,9 Prozent schrumpft. Der Tiefstwert im Jahr 2019, also vor der Corona- und Energiekrise, lag bei fünf Prozent.