Datum18.12.2025 17:35
Quellewww.spiegel.de
TLDRDer Artikel in "Vanity Fair" beleuchtet Donald Trumps inneren Zirkel durch eine Fotostrecke von Christopher Anderson, die ungeschönte Nahaufnahmen zeigen. Fotograf Anderson verteidigt seinen Stil als authentisch und transparent, trotz harscher Online-Reaktionen auf die Porträts. Die abgebildeten Personen wie Pressesprecherin Karoline Leavitt und Außenminister Marco Rubio nahmen an der Auswahl und dem Shooting teil. Viele kritische Kommentare heben hervor, wie unvorteilhaft die Aufnahmen ausgefallen sind, was die Diskussion über retuschierte Bilder in der Politik anheizt.
InhaltDie "Vanity Fair" porträtiert Donald Trumps inneren Zirkel – nah und nicht gerade schmeichelhaft. Die Reaktionen sind deutlich, Fotograf Christopher Anderson verteidigt seine Arbeit und gibt einen Blick hinter die Kulissen. Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde. Karoline Leavitt trägt einen roten Hosenanzug, hat blonde Haare und blaue Augen. Der Rouge auf ihrer Nase hat einen leichten Orangestich. An der Lippe hat sie mehrere rote Punkte, offenbar Einstichstellen für Lipfiller. Das sieht man aber nur, wenn man nah an Donald Trumps Pressesprecherin ran geht. So nah wie Fotograf Christopher Anderson. Für das US-Medium "Vanity Fair" hat er Trumps innersten Kreis im Weißen Haus fotografiert. Es ist eine aufwendige Hochglanzproduktion. Die Zeitschrift ist bekannt für fotografische Opulenz, mit der Persönlichkeiten ikonisch in Szene gesetzt werden. Seit den Achtzigerjahren waren Reporter des Blatts mehrmals im Weißen Haus, zeigten etwa die Teams von Bill Clinton und Barack Obama in großen Porträts. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Und nun also die Personen aus dem Inneren des Trump-Kosmos. Stabschefin Susie Wiles, Vizepräsident JD Vance, dazu Leavitt, Außenminister Marco Rubio, Berater Stephen Miller, der stellvertretende Stabschef Dan Scavino sowie James Blair, Vize-Stabschef des Weißen Hauses für legislative, politische und öffentliche Angelegenheiten. Die Fotos begleiten den Artikel "Eye of the Hurricane" (übersetzt: "Auge des Hurrikans"), in dem Wiles dem Präsidenten "die Persönlichkeit eines Alkoholikers" bescheinigte und sagte, Vizepräsident JD Vance sei "seit einem Jahrzehnt ein Verschwörungstheoretiker" (mehr dazu lesen Sie hier). Elfmal sprach das Magazin mit Stabschefin Wiles für diese Geschichte. Sie selbst suchte offenbar aus, wer alles aus dem Team fotografiert werden sollte. Über das Wie entschied Anderson – und das Ergebnis fällt alles andere als vorteilhaft aus. Jede Falte, jede Pore, jede Unreinheit und jeder Krümel Wimperntusche ist hochaufgelöst festgehalten. Die Bilder sind nah dran, schonungslos. Der Fotograf schmeichelt seinen Objekten nicht, Anderson fotografiert schon lange in diesem Stil. 2014 brachte er das Fotoalbum "Stump " raus, zeigte Politiker während des Wahlkampfs in den USA in extremen Nahaufnahmen. Damit wollte er das inszenierte Bild in der Politik umgehen, sagte Anderson nun in einem Interview mit der "Washington Post ". Stattdessen wolle er etwas zeigen, das "den politischen Zirkus viel authentischer und aufschlussreicher darstellt", sagte er. "Nah, intim, enthüllend." Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Auf Social Media sammeln sich hämische Kommentare zu Falten, Pigmentflecken in Marco Rubios Gesicht und den Stellen an Leavitts Lippen. Die Nahaufnahme der Sprecherin des Weißen Hauses hat auf Instagram 220.000 Likes, es ist auch das Bild aus der Strecke, über das am heftigsten diskutiert wird. "Jumpscare" schreiben viele, Leavitts Anblick habe sie massiv erschreckt. Unter der Nahaufnahme von Marco Rubio fragt ein Nutzer, ob die "Vanity Fair" eine Kamera wie beim Dermatologen benutzt habe, um die Schäden durch die Sonne zu zeigen. Vielleicht zeigt die Aufregung schlicht, wie sehr sich das Publikum an nachbearbeitete Fotos gewöhnt hat. Er sei schockiert, dass jemand von ihm erwartet, solche Dinge zu retuschieren, meint Anderson. "Wenn ich das getan hätte, wäre das eine Lüge", sagte er der "Washington Post". Auf Instagram schob er hinterher, man solle Promifotos und Politikerfotos nicht vermischen. Während Fotografen auf TikTok die Bedeutung dieser Art der politischen Fotografie sezieren, nutzten Trumps Gegner die Aufnahmen für ihre Zwecke. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom von den Demokraten postete auf X eine Collage , bei der die unvorteilhaften Nahaufnahmen in den Gold-verschnörkelten Rahmen des "Presidential Walk of Fame" im Westflügel des Weißen Hauses hängen. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Dass er die Beteiligten absichtlich schlecht dargestellt habe, weist Fotograf Anderson zurück: "Ich gehe nicht mit der Absicht los, jemanden gut oder schlecht aussehen zu lassen. Sondern mit der Absicht, ein Bild zu schaffen, das wahrheitsgetreu wiedergibt, was ich in dem Moment gesehen habe, als ich dem Motiv begegnet bin." Das dürfte die Trump-Anhänger kaum beruhigen, die sich online über Leavitts Darstellung echauffieren. "Das ist das Make-up, das sie getragen hat, das sind die Injektionen, die sie selbst machen ließ", sagte Anderson, "wenn die im Bild zu sehen sind, was soll ich dazu sagen?" Die meisten Protagonisten und Protagonistinnen seien fertig für die Kamera zum Termin erschienen oder hätten eigene Visagisten dabeigehabt, Leavitt sogar einen persönlichen Friseur, sagte Anderson. Und auch sonst hatten die Gezeigten Einfluss darauf, wie sie fotografiert wurden. Ein Beispiel: Bei den Fotos sei er Susie Wiles einmal so nah gewesen, erzählt Anderson, dass sie mit ernster Stimme sagte: "Sie sind zu nah." Dann sei er etwas zurückgewichen. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Stephen Miller habe bei den Porträts am besorgtesten gewirkt. Anderson erzählt, wie der Trump-Berater fragte: "Soll ich lächeln oder nicht?" Der Fotograf habe zurückgefragt: "Wie möchten Sie denn dargestellt werden?" Am Ende hätten sie sich darauf geeinigt, dass er ein wenig von beidem macht. Zum Abschied habe Miller gesagt: "Wissen Sie, Sie haben viel Macht in Ihrem Ermessen, freundlich zu den Menschen zu sein." Anderson habe ihn nur angesehen und erwidert: "Wissen Sie, das haben Sie auch." Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. In einem Artikel beschreibt "Vanity Fair" selbst ausführlich, wie die Fotos entstanden. Vizepräsident JD Vance habe am Anfang des Shootings sogar gewitzelt: "Ich gebe Ihnen hundert Dollar für jede Person, die Sie im Vergleich zu mir richtig schlecht aussehen lassen." Und dann: "Tausend Dollar, wenn es Marco ist". Marco Rubio, der Außenminister, der auf der Aufnahme in Schwarzweiß fast apathisch zur Seite guckt. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Auch beim Gruppenfoto, dem Titelbild einer beliebigen Polit-Dramaserie nachempfunden, soll demnach gescherzt worden sein: "Dafür werden wir alle gefeuert", soll jemand gesagt haben. "Außer mir", habe JD Vance entgegnet, "mein Arbeitsplatz ist zu 100 Prozent sicher."