Peter Arnett ist tot: Kriegsreporter für AP aus Vietnam und CNN aus Bagdad

Datum18.12.2025 11:34

Quellewww.spiegel.de

TLDRPeter Arnett, ein berühmter Kriegsreporter, ist im Alter von 91 Jahren in Kalifornien gestorben. Bekannt wurde er durch seine Berichterstattung im Vietnamkrieg und während des Golfkriegs 1991, wo er aus Bagdad berichtete. Arnett widersprach oft offiziellen US-Darstellungen und hinterließ ein bedeutendes journalistisches Erbe. Seine Karriere führte ihn durch zahlreiche Konflikte, und trotz mehrerer Entlassungen blieb er eine prägende Figur im Kriegsjournalismus. Nach seiner aktiven Laufbahn unterrichtete er Journalismus in China.

InhaltEr berichtete für AP vom Vietnamkrieg, widersprach offiziellen US-Darstellungen. Als CNN-Reporter blieb er im Golfkrieg 1991 länger in Bagdad als andere Journalisten. Nun ist Peter Arnett gestorben, er wurde 91 Jahre alt. Er ging einen weiten Weg in seinem Leben, aus einem Städtchen am Südzipfel Neuseelands auf die Schlachtfelder von Vietnam und in den Bombenhagel von Bagdad. Peter Arnett wurde zu einem der weltweit bekanntesten Kriegsreporter. Zum Ende seiner Karriere hin musste er zweimal prominente Positionen abgeben. Die Nachrichtenagentur Associated Press (unter Bezug auf seinen Sohn Andrew) und die "New York Times"   (unter Bezug auf seine Tochter Elsa) melden nun, dass Peter Arnett im Alter von 91 Jahren in Newport im US-Bundesstaat Kalifornien gestorben ist. Er hatte demnach an Prostatakrebs gelitten und starb im Kreise von Freunden und Familie. "Peter Arnett war einer der größten Kriegsberichterstatter seiner Generation – unerschrocken, furchtlos und ein begnadeter Erzähler. Seine Berichterstattung in Printmedien und vor der Kamera wird für angehende Journalisten und Historiker über Generationen hinweg ein wertvolles Vermächtnis bleiben", zitiert Associated Press (AP) Edith Lederer, die 1972/73 wie Arnett als AP-Kriegsberichterstatterin in Vietnam tätig war. Der junge neuseeländische Reporter hatte bei der US-Agentur zunächst als Indonesien-Korrespondent angefangen. Er war in Laos, als es dort einen Staatsstreich gab. Das Telegraphenamt in der laotischen Hauptstadt wurde mit Panzern blockiert. Um seinen Bericht trotzdem zu kabeln, sei er durch den Mekong geschwommen – mit seinem Text, seinem Pass und 20 Zehndollarscheinen im Mund. So erzählte er es laut "New York Times" in seinen Memoiren. 1962 kam er ins AP-Büro in Saigon. Er blieb in Vietnam, bis Saigon 1975 an die nordvietnamesischen Truppen fiel und er in die Agenturzentrale nach New York gerufen wurde. Zuvor hatte Peter Arnett mitgeholfen, den Blick der amerikanischen und der Weltöffentlichkeit auf den Vietnamkrieg zu weiten und die US-Regierungspropaganda zu korrigieren. Präsident Johnson und General Westmoreland übten vergeblich Druck auf AP aus, Arnett abzuziehen. Berühmt wurde die Aussage eines Offiziers der 9. US-Infanteriedivision, die Arnett nach der Rückeroberung des Ortes Ben Tre zitierte, der danach in Trümmer lag: "Es war nötig, das Dorf zu zerstören, um es zu retten." 1981 wechselte Peter Arnett zum neu gegründeten Nachrichtensender CNN. Zehn Jahre später berichtete er erneut von einem Krieg mit US-Beteiligung: Im Golfkrieg 1991 wurde Arnett weltberühmt, als er einer der letzten in Bagdad verbliebenen westlichen Journalisten war. Live berichtete er aus dem Hotel Raschid: "Lasst die Welt hören, wie der Krieg klingt", sagte Arnett und hielt das Mikrofon aus dem Hotelfenster, während in der Nähe Raketen einschlugen. 1997 interviewte der CNN-Reporter den Anführer der damals im Westen noch wenig bekannten islamistischen Gruppe al-Qaida, Osama bin Laden. Auf Arnetts Frage, was seine Zukunftspläne seien, antwortete bin Laden: "Sie werden sie sehen und in den Medien davon hören, so Gott will". Vier Jahre später zerstörten al-Qaida-Terroristen das World Trade Center in New York und griffen das Pentagon an. Auch nach 9/11 blieb Arnett der Meinung, dass es wichtig sei, zu wissen, was bin Laden zu sagen habe. Da war Peter Arnett bereits bei CNN in Ungnade gefallen. 1998 moderierte er einen Beitrag, der die US-Streitkräfte beschuldigte, gegen ein Dorf im südostasiatischen Staat Laos Sarin-Gas eingesetzt zu haben, um amerikanische Deserteure zu töten. CNN feuerte wenig später zwei Mitarbeiter und zog den Beitrag zurück. Auch Arnett musste 1999 gehen. Danach arbeitete Peter Arnett für NBC und National Geographic und war auch beim Irakkrieg 2003 vor Ort. Dort gab er dem irakischen Staatsfernsehen ein Interview, in dem er die US-Militärstrategie kritisierte. Dies führte zu seiner Entlassung bei den US-Sendern. Schon eine Woche später berichtete er für Sender aus Taiwan, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Belgien. Von 2007 an lehrte er Journalismus an einer chinesischen Universität, bevor er sich 2014 in Kalifornien mit seiner vietnamesischen Ehefrau Nina Nguyen zur Ruhe setzte. Für ein SPIEGEL-Special wurde Peter Arnett 1999 gefragt, was einen guten Kriegsreporter auszeichne. Er müsse furchtlos sein, die Story sollte ihm über alles gehen, antwortete Arnett. "Er muss große Risiken eingehen und versuchen, ins Herz der Aktion vorzudringen. Ich wurde viel gelobt für meine Berichterstattung aus Bagdad, während Bomben auf die Stadt fielen. Doch das Ereignis, über das ich eigentlich hätte berichten sollen, war die Schlacht in Kuwait. Dort wurde der Krieg gewonnen." Peter Arnetts Erkenntnis daraus war: "Kriegsreporter müssen da sein, wo die Story ist – je näher sie dran sind, desto besser."