Datum17.12.2025 17:41
Quellewww.spiegel.de
TLDRIn Patagonien haben sich Pumas stark vermehrt und jagen nun auch Magellanpinguine, was zu einem ungewöhnlichen Sozialverhalten der Raubkatzen führt. Forschende um Mitchell Serota beobachteten, dass Pumas in der Nähe von Pinguinkolonien mehr Zeit verbringen und sozial toleranter zueinander werden, wenn Nahrung reichlich vorhanden ist. Diese Anpassung stellt eine Verhaltensänderung dar, da Pumas normalerweise als Einzelgänger gelten. Die langfristigen Auswirkungen auf die Pinguinkolonie sind jedoch noch unklar.
InhaltIn Patagonien haben sich Pumas wieder stark vermehrt – mit Folgen für kleine Seevögel, die an Land brüten. Bei der Jagd auf Pinguine zeigen die Raubkatzen offenbar ein ungewöhnliches Sozialverhalten. Im Wasser müssen sich Magellanpinguine vor Feinden wie Orcas und Seelöwen in Acht nehmen. An Land hingegen hatten zumindest ausgewachsene Pinguine im argentinischen Teil von Patagonien lange nichts zu befürchten. Doch das hat sich geändert: Seit einiger Zeit machen Pumas dort Jagd auf die flugunfähigen Seevögel, wie Forschende um Mitchell Serota im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B" berichten . Pumas hatten entlang der argentinischen Küste jahrzehntelang Schafe gerissen. Die betroffenen Bauern jagten die Raubkatzen, die Pumas verschwanden aus der Region. Im Jahr 2004 gründeten Naturschützer den Nationalpark Monte León. Nach einer Weile kehrten die Pumas zurück – mit Folgen für Magellanpinguine an der Küste des Parks. Der Hauptautor der neuen Studie, Mitchell Serota, hatte in einer früheren Arbeit zwar schon berichtet , dass Magellanpinguine in der Region den Pumas zum Opfer fallen können. Aber der Forscher hielt solche Fälle zunächst für unbedeutend und ging davon aus, dass nur eine kleine Zahl von Pinguinen betroffen war, wie er dem Magazin "National Geographic" sagte . Diese Einschätzung änderte er nach einer umfangreichen Datenauswertung. Von 2019 bis 2023 hatten die Forschenden um Serota 14 erwachsene Pumas mit GPS-Halsbändern ausgestattet und verfolgt; außerdem installierte das Team 32 Kamerafallen in dem Nationalpark. Durch die Kombination dieser Daten erkannte das Team, dass Pumas im Monte León offenbar häufiger Pinguine fraßen als angenommen. "Wir erhielten immer wieder Sichtungen von Pumas direkt um die Pinguinkolonie herum", sagte Serota. "Da wurde uns klar, dass dies kein Randphänomen war." Magellanpinguine sind ausgewachsen etwa 70 Zentimeter lang und vier Kilo schwer. Sie verbringen viel Zeit ihres Lebens auf See. Doch während der Brutzeit – etwa von September bis April – versammeln sie sich in Kolonien an Land. Für Pumas, die in Südamerika in der Regel Landsäugetiere wie Guanakos und Hirsche jagen, sind Pinguine eine ungewöhnliche Beute, aber vergleichsweise leicht zu fangen. Bei der Jagd auf Pinguine handle es sich um eine "weitreichende Verhaltensänderung", erklärte Serota auf SPIEGEL-Nachfrage. "Als Reaktion auf die reichhaltige und konzentrierte Nahrungsquelle passten die Pumas ihr Verhalten an, indem sie mehr Zeit in der Nähe der Pinguinkolonie verbrachten, ihr Revier verkleinerten und überraschend viele soziale Interaktionen rund um die Pinguinkolonie zeigten." Eigentlich gelten Pumas als Einzelgänger. Im Nationalpark Monte León habe sich jedoch gezeigt, dass Pumas, die Pinguine jagen, sich anders verhielten als Artgenossen, die Jagd auf Landsäugetiere machen, berichten die Forschenden. Die vogelfressenden Großkatzen hätten sich viel häufiger dasselbe Jagdgebiet mit anderen Pumas geteilt und einander nicht so oft angegriffen, wie es zu erwarten gewesen wäre. "Wir neigen dazu, Pumas als extrem aggressiv und intolerant anzusehen", sagte ein Co-Autor der Studie, Emiliano Donadio. "Aber wenn Nahrung reichlich vorhanden und konzentriert ist, besteht keine Notwendigkeit, sie zu verteidigen. Sie werden sozial toleranter." Ihm zufolge deuten bisherige Untersuchungen darauf hin, dass die Pinguinkolonie trotz der Bedrohung durch Pumas stabil geblieben oder sogar gewachsen ist. Es sei aber schwierig, langfristige Auswirkungen der Jagd auf die Kolonie abzuschätzen, heißt es in dem Bericht von "National Geographic".