Datum14.10.2025 13:26
Quellewww.zeit.de
TLDRKap Verde hat sich erstmals für die Fußball-Weltmeisterschaft qualifiziert, nachdem sie Eswatini mit 3:0 besiegt haben. Der Erfolg basiert auf jahrelanger Arbeit und der Rekrutierung ausländischer Talente mit kapverdischen Wurzeln, die seit 2012 aktiv gefördert wird. Die kapverdische Nationalmannschaft wuchs dadurch und kann sich nun unter 48 Teilnehmern der WM präsentieren. Die Regierung hat den 13. Oktober 2025 zum Feiertag erklärt, um diesen historischen Moment zu feiern.
InhaltKap Verde fährt erstmals zur Fußball-Weltmeisterschaft. Es klingt wie das moderne Cool Runnings, doch auf diesen Erfolg haben sie jahrelang mit einem Kniff hingearbeitet. Als das vorentscheidende 2:0 fiel, hielt sich im Stadion in Praia keiner mehr zurück. Auf den Videos, die um die Welt gingen, sieht man ein Meer aus kapverdischen Fahnen, Trikots und Schals, Fans tanzen nach dem Spiel ausgelassen zur Musik und zünden Bengalos. Die kapverdische Regierung erklärte den 13. Oktober 2025 kurzerhand zum Feiertag, und die Menschen nahmen sie beim Wort. Immer wieder ist auf den Videos ein Wort zu hören: "Mundial!" Kap Verde fährt zur Weltmeisterschaft. Zum allerersten Mal haben sich die Kapverden am Montag durch einen 3:0-Sieg gegen Eswatini für eine Fußball-Weltmeisterschaft qualifiziert. Das ist ein besonderer Fußballmoment. Sie sind damit flächenmäßig das kleinste Land, das je den Sprung zu einer WM geschafft hat. Kap Verde ist eine frühere portugiesische Kolonie und liegt im Atlantik vor Westafrika. Auf den neun bewohnten Inseln leben knapp 500.000 Menschen, also so viele wie in Duisburg oder Wuppertal. Und dieses Land wird einer von 48 Teilnehmern bei der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft sein. Der größte sportliche Erfolg der Verbandsgeschichte ist jedoch kein Zufall. Sondern der Höhepunkt einer Entwicklung, die vor Jahren begann. Sie hat auch mit Eduardo Fernandez Pereira Gomes zu tun. Er spielte sein erstes Länderspiel in der Startelf für die Kapverden beim letzten Qualifikationsspiel für die WM 2006. Gegen Ghana verloren sie erwartet deutlich mit 0:4. Profisport war der kapverdische Fußball damals nur dem Namen nach. Gomes erinnert sich und schreibt der ZEIT: "Unsere Bedingungen waren katastrophal – stundenlange Wartezeiten auf Reisen, heruntergekommene Hotels, kaum Regeneration." Bei der WM-Quali vier Jahre später wurde es nicht viel besser. Als Spieler des spanischen Erstligisten CA Osasuna war Gomes damals zwar der Star im Nationalteam. Neben ihm gab es 2009 landesweit aber nur 15 Fußballprofis. Den Rest des Kaders füllte der Verband mit Amateuren aus der heimischen Liga auf. Kap Verde wurde Zweiter in der Qualifikationsgruppe, blieb aber deutlich hinter Gruppensieger Kamerun. Die erste WM auf dem afrikanischen Kontinent, sie fand in Südafrika erneut ohne Kap Verde statt. Für Gomes war es der letzte Versuch, zu einer WM zu kommen: 2012 beendete er seine Nationalmannschaftskarriere. Genau dieses Jahr aber ist der Start für die heutige Erfolgsgeschichte der kapverdischen Nationalmannschaft. Denn der frühere Nationaltrainer Lúcio Antunes fängt an, ausländische Talente mit kapverdischen Familienverbindungen zu finden und rekrutiert sie für die Nationalmannschaft. Weltweit gibt es deutlich mehr Menschen mit kapverdischen Wurzeln als die knapp 500.000 Inselbewohner. Seit 2012 macht sich der Fußballverband diesen Umstand zunutze. Viele dieser Profis standen zwar lediglich in den zweiten oder dritten Ligen in Europa auf dem Platz. Aber sie waren begeistert von der Gelegenheit, für ein Nationalteam zu spielen. Für manche startete die Nationalmannschaftskarriere im Internet. Als etwa Roberto Carlos Lopes, gebürtiger Ire, auf LinkedIn seine kapverdische Mutter erwähnt, nimmt der kapverdische Fußballverband Kontakt auf. Nach dem Angebot, für die Kapverden zu spielen, sagt er: "Ich war total begeistert und dachte mir: zu 100 Prozent würde ich gerne Teil der Mannschaft sein." Früher habe der Verband viele Spieler an Länder wie Portugal, Frankreich und die Niederlande verloren. Seit der aktiven Rekrutierung ist das bei den Kapverden anders, sagt Gomes: "Das war der Punkt, an dem unsere Mannschaft zu wachsen begann." Er selbst ist weiterhin Teil davon. Gomes steht nicht mehr auf dem Platz, sondern an der Seitenlinie des kapverdischen Erstligisten Académico do Aeroporto do Sal. Sein Ziel: aus Amateuren Profis machen. Er arbeitet daran, moderne europäische Trainingsmethoden auf die Kapverden zu bringen, um den Rückstand zu anderen Ligen aufzuholen.