Datum13.10.2025 19:27
Quellewww.zeit.de
TLDRDorothee Elmiger wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2025 für ihren Roman "Die Holländerinnen" ausgezeichnet. Die Jury lobte das Werk als "ein Ereignis" und prämierte Elmiger mit 25.000 Euro. Der Roman thematisiert eine kollektive Grenzüberschreitung im Südamerikanischen Regenwald und die dunklen Abgründe menschlicher Natur. Elmiger äußerte, dass ihr Buch durch Nachdenken über Gewalt und Dominanz entstand, obwohl es eine düstere Stimmung hat. Die Buchmesse, auf der der Preis verliehen wurde, gilt als das größte Branchentreffen weltweit.
InhaltFür "Die Holländerinnen" ist Dorothee Elmiger mit dem Deutschen Buchpreis 2025 ausgezeichnet worden. Die Jury bezeichnete den Roman als "ein Ereignis". Der Deutsche Buchpreis geht in diesem Jahr an Dorothee Elmiger für ihren Roman Die Holländerinnen (Carl Hanser Verlag). Das gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt bekannt. Elmiger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro. Mit dem Preis zeichnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. "Dieser Roman ist ein Ereignis", begründete die Jury ihre Entscheidung. Elmigers Stil sei gleichzeitig distanziert und doch fesselnd und das Buch "ein faszinierender Trip ins Herz der Finsternis". Der Roman handelt von einer kollektiven Grenzüberschreitung im Regenwald Südamerikas. Eine Autorin berichtet in einer Poetikvorlesung von ihrer Reise in den Dschungel als Teil einer Theatergruppe. Diese ist auf den Spuren zweier holländischer Backpackerinnen, die vor Jahren dort tatsächlich verschwunden sind. Doch das Projekt läuft ziemlich aus dem Ruder: Die Gruppe wird vom Urwald nahezu verschluckt und erzählt sich verstörende Geschichten. "Je tiefer sie sich im Dickicht und Morast verläuft, desto mehr reißt Elmiger die Leserinnen in einen Sog der Angst. Ihr Roman erzählt von Menschen, die in ihr "dunkelstes Gegenteil verfallen", so die Jury. "Indirekt ist dabei nicht nur Elmigers Sprache, sondern auch ihr Verweis auf unsere Gegenwart, die Schritt für Schritt in Selbstüberhebung versinkt." Bei ihrer kurzen Rede nach der Übergabe der Urkunde dankte Elmiger allen an dem Roman Beteiligten. Sie habe sich mit einem Freund vorher darüber unterhalten, was man in so einer Situation dann sage. "Vielleicht reicht einfach ein Satz", sagt Elmiger und zitierte eine Zeile aus einem Lied der Band Tocotronic. "Das Unglück muss überall zurückgeschlagen werden." Das passe zu ihrem Schreiben und zu dem Text. Ihr Buch Die Holländerinnen sei entstanden, weil sie über verschiedene Formen von Gewalt, Beherrschung oder Dominanz habe nachdenken wollen, sagte Elmiger der Schweizer Wochenzeitung. "Ich hatte gemerkt, dass mein Text sehr düster ist, auch verzweifelt. Darin entspricht er mir eigentlich nicht. Ich habe trotz allem eine große Zuversicht." Sie habe beim Schreiben des Buches fast aufgegeben, sagte Elmiger. Sie habe drei, vier Jahre lang immer wieder alles verworfen. "Es wurde immer schlimmer, bis ich dachte: Ich muss mich vom Schreiben verabschieden, diese Phase meines Lebens ist nun vorbei." Dann sei es gewesen, als habe sich plötzlich eine Handbremse gelöst. Den Endspurt beschreibt sie als "beinahe fiebriges Schreiben". Mit Elmiger standen noch fünf weitere Autorinnen und Autoren auf der Shortlist, sie bekommen jeweils 2.500 Euro Preisgeld. Im vergangenen Jahr wurde Martina Hefter für ihren Roman Hey guten Morgen, wie geht es dir? mit dem Buchpreis geehrt. Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird traditionell am Tag vor der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse vergeben. Das ausgezeichnete Buch und die Autorin können dank des Preises mit deutlich höheren Verkaufszahlen rechnen. Die Buchmesse läuft bis Sonntag und gilt als weltgrößtes Branchentreffen. Die Philippinen sind in diesem Jahr Gastland. Ab übermorgen ist die Messe für Fachbesucher geöffnet, ab Freitag für das breite Publikum. Zu den Höhepunkten zählt auch die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels zum Ende der Messe. In diesem Jahr wird der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel geehrt.