Ukraine benötigt noch Zeit für Überarbeitung des US-Friedensplans

Datum10.12.2025 01:56

Quellewww.spiegel.de

TLDRDie Ukraine arbeitet an der Überarbeitung eines US-Friedensplans, der weitreichende Zugeständnisse an Russland enthält. Präsident Selenskyj erklärte, dass Dokumente zur Sicherheit und zum Wiederaufbau aktuell bearbeitet werden und ein überarbeitetes Papier bald an die USA übermittelt werden soll. Gleichzeitig kritisierte Selenskyj Russlands Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur als Zeichen fehlenden Friedenswillens. Er traf sich mit europäischen Führern, um Unterstützung für den Frieden zu gewinnen, und betonte die Notwendigkeit einer einheitlichen europäischen Haltung.

InhaltWashington hat Kyjiw zuletzt den Entwurf eines Friedensplans vorgelegt, der weitreichende Zugeständnisse an Russland enthielt. Die Ukraine will ein überarbeitetes Papier bald zurücksenden. Es werde derzeit noch "ständig geändert". Die Ukraine hat den mit Hilfe europäischer Verbündeter überarbeiteten Entwurf eines Friedensplans bisher nicht an die USA übermittelt. "Wir arbeiten auf der Ebene unserer Berater, heute und morgen. Ich denke, dass wir ihn morgen übergeben", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Journalisten, wie der öffentlich-rechtliche Sender Suspilne am Abend meldete. Es gebe dabei ein Rahmendokument aus 20 Punkten, "das ständig geändert wird", ein Dokument zu Sicherheitsgarantien und ein drittes Papier zum Wiederaufbau. "Das wird wirksam, wenn der Krieg endet oder ein Waffenstillstand erreicht wird", sagte Selenskyj. Nach Angaben von Selenskyj wurden "die offen Ukraine-feindlichen Positionen" herausgenommen. Zunächst wollte man die Überarbeitungen nach Angaben von Selenskyj noch am Dienstag an Washington übermitteln. Selenskyj sprach Russland erneut jeglichen Friedenswillen ab. "Was Russland anbelangt, so sehen wir nur ihre Angriffe. Angriffe auf Energieanlagen. Die Menschen sind ohne Strom", sagte der Staatschef. Diese Angriffe auf die kritische Infrastruktur würden belegen, dass Russland nicht am Friedensprozess interessiert sei. Ende November hatte Washington Kiew einen Friedensplan aus 28 Punkten vorgelegt. Bestandteile wie ein vollständiger Rückzug aus den ostukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk oder eine Amnestie für Kriegsverbrechen werden von der ukrainischen Führung abgelehnt. Selenskyj wirbt in Europa weiter um Unterstützung auf dem Weg zu einem Ende des russischen Angriffskrieges. Am Dienstag führte er in Rom Gespräche mit der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. "Wir hatten ein tolles Gespräch, das sehr inhaltsreich hinsichtlich aller Aspekte der diplomatischen Lage war", schrieb Selenskyj danach auf sozialen Netzwerken. Die ukrainische Seite schätze es, dass sich Italien aktiv an der Suche nach wirksamen Ideen und Schritten zur Herbeiführung eines Friedens beteiligt. Kiew zähle auch weiter auf die italienische Unterstützung. Selenskyj dankte insbesondere für Unterstützung im Energiebereich und dabei bereitgestellte Ausrüstungen. "Das ist das, was die ukrainischen Familien, unsere Menschen, Kinder, das Leben in unseren Städten und Gemeinden unterstützt, die unter ständigem russischem Beschuss stehen", fuhr Selenskyj fort. Von italienischer Seite hieß es, die beiden Staats- und Regierungschefs hätten an die Bedeutung der einheitlichen Sichtweise zwischen europäischen und amerikanischen Partnern erinnert. Meloni habe zudem die Solidarität mit dem ukrainischen Volk bekräftigt und versichert, dass Italien auch im Hinblick auf den zukünftigen Wiederaufbau der Ukraine weiterhin seinen Beitrag leisten werde. Vor seinem Treffen mit Meloni sprach Selenskyj mit Papst Leo in dessen Residenz in Castel Gandolfo. Nach Vatikan-Angaben bekräftigte dieser mit Blick auf den Krieg dabei die "Notwendigkeit der Fortsetzung des Dialogs" und seinen Wunsch nach einem gerechten und dauerhaften Frieden als Ergebnis der Verhandlungen. Meloni gehört zu den entschlossenen Unterstützern der Ukraine. Gleichzeitig gilt die rechte Politikerin im Kreis der EU-Regierungschefs als die Ministerpräsidentin mit den engsten Kontakten ins Lager von Trump. Selenskyj hatte bereits am Montag in London mit Bundeskanzler Friedrich Merz, dem britischen Premierminister Keir Starmer und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron über die Friedensbemühungen beraten. Anschließend unterrichtete er in Brüssel die Spitzen der EU und Nato darüber. "Unsere Positionen sind in allen Fragen aufeinander abgestimmt. Wir handeln koordiniert und konstruktiv", teilte Selenskyj nach den Gesprächen mit den Spitzen von EU und Nato auf der Online-Plattform X mit. Von der Leyen schrieb nach dem Austausch mit dem Ukrainer: "Das Ziel ist eine starke Ukraine, sowohl auf dem Schlachtfeld als auch am Verhandlungstisch." Die Ukraine wehrt sich seit fast vier Jahren gegen eine russische Invasion.