Datum10.12.2025 01:05
Quellewww.zeit.de
TLDRIn Australien dürfen Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren aufgrund eines neuen Gesetzes keine Konten in sozialen Medien haben, was von deutschen Schülervertretern als kontraproduktiv kritisiert wird. Quentin Gärtner von der Bundesschülerkonferenz fordert statt Verbote einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz zur Aufklärung über soziale Medien, um Jugendliche besser zu unterstützen. In der EU wird ebenfalls ein Mindestalter von 16 Jahren gefordert, während in Deutschland über Altersfreigaben und Schutzmechanismen diskutiert wird.
InhaltJugendliche dürfen in Australien keine Konten bei sozialen Medien mehr haben. Ein deutscher Schülervertreter fordert gesamtgesellschaftliche Lösungen statt Verboten. Aus der Sicht von Schülerinnen und Schüler in Deutschland ist das in Australien eingeführte Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren kontraproduktiv. "Entscheidend ist, dass mir als junger Mensch beigebracht wird, wie ich mich in den sozialen Medien verhalte", sagte Quentin Gärtner von der Bundesschülerkonferenz und forderte einen ganzheitlicheren Ansatz. Eine Alterssperre für Jugendliche werde das Problem nicht lösen. "Wenn wir über Social-Media-Regulierungen oder sogar Verbote sprechen, dann müssen wir einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz finden", sagte Gärtner, der bis November Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz war, der Narichtenagentur dpa. "Dann müssen wir sagen, die gesamte Gesellschaft kann das nicht. Aber dann brauchen wir andere Formate." Er forderte an Schulen unter anderem mehr Aufklärung über Falschnachrichten und die Funktionsweisen von sozialen Medien. "Es ist nicht so, dass uns nicht selbst bewusst wäre, dass unsere Bildschirmzeiten schlecht sind", sagte Gärtner, der im Fachausschuss der Schülervertreter für psychische Gesundheit mitarbeitet. Die Suche nach Hilfsangeboten unter Kinder und Jugendlichen sei hoch, sagte er. In Australien dürfen Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren wegen eines neuen Gesetzes keine eigenen Konten mehr auf vielen großen Social-Media-Plattformen besitzen. Darunter sind Tiktok, Snapchat, Youtube, Facebook und Instagram. Erklärtes Ziel ist es, Kinder und Jugendliche vor den Risiken zu schützen, die mit sozialen Medien verbunden sind. Bei Verstoß droht den Firmen eine Strafe in Höhe von bis zu 49,5 Millionen australischen Dollar (etwa 27,8 Millionen Euro). Kürzlich hatte auch das EU-Parlament hat mit deutlicher Mehrheit ein Mindestalter von 16 Jahren für die Nutzung sozialer Medien gefordert. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich bereits im Oktober für Altersgrenzen ausgesprochen. An den technischen Voraussetzungen für Altersbeschränkungen arbeitet die EU bereits. Entwickelt wird derzeit etwa eine Verifizierungs-App, die verlässliche Altersnachweissysteme schaffen soll. Auch in Deutschland wird über ein Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche diskutiert. Der Bundesdrogen- und Suchtbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) unterstützte zuletzt die Idee von Altersfreigaben und Schutzmechanismen nach dem Vorbild der FSK.