Datum05.07.2025 15:41
Quellewww.spiegel.de
TLDRIn einem Vergleichstest wurden sieben Lenkertaschen für Fahrräder untersucht, die sowohl für sportliche Ausflüge als auch für städtische Touren geeignet sind. Besonders hervorzuheben sind die Modelle von Capsuled und Acepac für den sportlichen Einsatz, während die Aevor und Peak Performance Taschen sich für den urbanen Gebrauch empfehlen. Die verschiedenen Modelle bieten Platz für Smartphones, Schlüssel und Co., jedoch variieren ihre Wasserdichtigkeit und Handhabung. Die flexible Nutzung als Sling- oder Hüfttasche ist ein Pluspunkt, während die Dichtigkeit bei starkem Regen oft nicht ausreicht.
InhaltTaschen für den Fahrradlenker sind bei sportlichen Touren ebenso nützlich wie beim Trip ins Café. Wir haben sieben Modelle getestet, die sich auch als Slingtasche tragen lassen. Fazit Lenkertaschen sprechen verschiedene Zielgruppen an. Für Gravel- und Rennradtouren in den Bergen gefallen uns die Bike Bag von Capsuled und die Barrell von Acepac am besten. In der Großstadt machen die Street Bike Bag von Peak Performace und die Bar Bag von Aevor am meisten Spaß. Smartphone, Schlüssel, ein Energieriegel und vielleicht noch die Regenjacke. Das und noch mehr passt in kleine Lenkertaschen, die persönliche Dinge am Fahrrad bequem und schnell erreichbar machen. Noch besser wird es, wenn solche Taschen auch als Sling- oder Hüfttasche nutzbar sind. Dann steht einem Stadtbummel nichts mehr im Weg. Die sieben von uns getesteten Taschen passen aber auch zum Zwischenstopp im Café oder Biergarten. Wir haben alle Taschen an verschiedene Lenkertypen (Cityrad, Mountainbike, Rennrad) montiert, bei Alltagsfahrten sowie auf Urlaubstouren mit Smartphone und Co. beladen und in Radfahrpausen als Umhängetasche eingesetzt. Alle Modelle haben wir entweder im Regen gefahren oder unter der Dusche auf Dichtigkeit geprüft. Bei Taschen, die ein aufgestecktes Akkulicht verdecken könnten, haben wir das vermerkt. Die zylinderförmige Bike-Bag-Tasche von Capsuled ist eigentlich eine Kombination von zwei Taschen, die sich per Reißverschluss im Verhältnis 2,5:1 teilen lassen. Das erweitert den Funktionsumfang enorm: Bei Fahrten in den Alpen haben wir den längeren Teil als Lenkertasche genutzt, den kürzeren als Satteltasche. Insgesamt standen so 3,8 Liter Stauraum zur Verfügung. Das ist für eine Tagestour schon ordentlich. In den kleineren Teil kamen Ersatzschlauch und Minitool, in den größeren neben dem Smartphone eine kompakt faltbare Regenjacke sowie Proviant. Die Aufteilung der Innentaschen erwies sich im Test als unpassend. Aus unerfindlichen Gründen hat Capsuled vier kleine Fächer eingenäht, von denen keines groß genug ist, um ein Smartphone aufzunehmen. So flog das Handy unserer Testerin im Hauptfach herum. Am Café angekommen, konnten wir die beiden Teile der Bike Bag durch Lösen von Klettbändern demontieren. Die Testerin hat aber meist nur die größere der zwei Taschen mitgenommen und mit dem beiliegenden Gurt über ihre Schulter gehängt. Auf dieselbe Weise kann man auch nur die kleine Tasche oder beide gemeinsam als eine große Tasche tragen, das macht sie sehr flexibel. Eine Besonderheit ist, dass dieses Modell sich auch als Rahmentasche verwenden lässt. Leichte Regenschauer hält die Bike Bag aus. Bei Dauerregen kommt etwas Feuchtigkeit durch. Die rund 310 Gramm wiegende Tasche ist in Weiß, Dunkelgrau und Olivgrün erhältlich. Das gefällt an der Bike Bag von Capsuled: Sie ist flexibel einsetzbar und unkompliziert im Handling. Das weniger: Es gibt kein Smartphonefach. Für wen sich die Bike Bag eignet: Sie macht bei sportlichen Ausflügen mit dem Rennrad ebenso Spaß wie bei gemütlichen Touren mit dem E-Bike. Die Bar Bag von Aevor lässt sich außer am Lenker auch als Slingtasche über der Schulter und als Hüfttasche tragen. Der Gurt ist breit, die Rückseite sowie die Übergänge zum Gurt sind weich gepolstert. Zumindest bei mir drückte auch nach längerem Tragen nichts, weder an der Hüfte noch beim Tragen über der Schulter. Der Nachteil dieser Flexibilität: Der breite Gurt und Teile der Polsterung müssen beim Einsatz am Lenker verstaut werden. Dazu schiebt man sie unter ein Fach an der Rückseite. Das macht die Tasche aufgeräumt, aber etwas klobig. Für die Montage werden Klettbänder über den Lenker geschlagen und durch Ösen gezogen. Das ist am Ende schön stabil, aber herausfordernd beim Einfädeln. Im großen Hauptfach befinden sich drei kleinere Fächer, in die Smartphones ebenso passen wie anderer Kleinkram. Außen gibt es ein weiteres großes Fach, das mit einem Reißverschluss geschlossen wird. Anders als der Reißverschluss des Hauptfachs ist der zwar nicht abgedichtet, sondern durch einen Umschlag des wasserfesten Stoffs geschützt. Richtig wasserdicht ist die Aevor-Tasche ohnehin nicht, bei heftigem Regen dringt Wasser rein. An der Front befindet sich ein verstellbarer Gummizug zum Einklemmen von – ja, wovon eigentlich? Für Jacken ist er zu klein, für Handschuhe zu groß. Ich hatte im Test keine Verwendung dafür. Rund 300 Gramm wiegt die Tasche, die Aevor in mehreren Farben und Designs anbietet. Vier Liter Volumen soll sie haben. Im Test passte allerdings weniger hinein als in die laut offizieller Angabe etwas kleinere Bandito von Swift. Das gefällt an der Bar Bag von Aevor: Sie hat viele Fächer, ist in etlichen Farben erhältlich und lässt sich auch als Hüfttasche tragen. Das weniger: Die Lenkerbefestigung mit den Ösen ist umständlich. Für wen sich die Bar Bag eignet: In der Stadt macht sie bei Fahrten zur Arbeit eine ebenso gute Figur wie bei sportlichen Einsätzen am Rennrad oder als lässiger Begleiter im Biergarten. Die Street Bike Bag von Peak Performance ist klein, bunt und flexibel. Man kann sie nicht nur als Lenkertasche, sondern auch als Rahmentasche verwenden. Zur Montage werden zwei Bänder mit Schnallen um den Lenker geschlossen, deren Länge so gewählt ist, dass sie an viele Oberrohre passen. Damit sie bei dieser Nutzung als Rahmentasche nicht zur Seite verschwenkt, wird sie wahlweise vorn am Steuerrohr oder hinten am Sitzrohr fixiert. Aber Vorsicht: Die Schnallen aus Hartplastik könnten den Lack eines Oberrohrs verkratzen. Etwas umständlich ist der Schultergurt, weil er mit viel Mühe aus engen Laschen gelöst werden muss. Er ist breit und in der Länge verstellbar, benötigt viel vom Stauraum der 2,3 Liter großen Tasche. Das Außenmaterial der Tasche hält zwar einen Regenschauer aus, aber bei starkem Regen dringt Feuchtigkeit ein. Das gilt vor allem für die Außentasche, die sich eigentlich gut für ein größeres Smartphone eignet. Das gefällt an der Street Bike Bag: Sie ist flexibel nutzbar und mit 175 Gramm leicht. Das weniger: Sie ist nicht regendicht und beim Einsatz als Rahmentasche können ihre Schnallen den Lack zerkratzen. Für wen sich die Street Bike Bag eignet: Menschen, die stilvoll durch die Großstadt radeln wollen. Leder am Fahrrad ist schön, aber nicht immer praktisch, das gilt auch für die Lenkertasche Rudi A. Zur rustikalen Anmutung gehört, dass der Deckel mit einer Gürtelschnalle verschlossen und die Tasche mit zwei solchen Schnallen am Lenker fixiert wird. Den Tragegurt befestigt man mit Karabinerhaken. Das alles trägt zum stattlichen Gewicht bei. Obwohl Rudi A. zu den kleinsten Modellen im Testfeld zählt, gehört sie mit rund 320 Gramm zu den schweren Exemplaren. Weil sie hoch am Lenker sitzt, könnte sie ein Akkulicht verdecken. Das Fixieren und Lösen der Gürtelschnallen ist etwas umständlich. Zudem sollten sie beim Tragen als Umhängetasche geschlossen sein, damit ihre Dornen die Kleidung nicht beschädigen. Im Inneren gibt es ein Reißverschlussfach, in das jedoch kein Smartphone hineinpasst. Die Tasche wird ausschließlich in Braun angeboten. Wer mag, kann sie bei der Bestellung für 2,49 Euro Aufpreis mit einer Gravur personalisieren lassen. Obwohl der Deckel leicht übersteht, schützt die Rudi A. nur gegen leichten Nieselregen. Das gefällt an der Rudi A.: Das Leder sieht gut aus, und sie ist günstig. Das weniger: Die Tasche ist nicht wasserdicht und der typische Geruch von behandeltem Leder war auch nach Wochen noch präsent. Das Innenfach ist für große Smartphones zu klein. Für wen sich die Rudi A. eignet: Besitzer und Besitzerinnen klassischer Stahlrenner und anderer nostalgischer Fahrräder. Mit der olivgrünen Barrell, deren Farbe der Hersteller aus mir unerfindlichen Gründen Grau nennt, habe ich mich für Schotter- und Waldwege bereit gefühlt, sie passt hervorragend an mein Gravelbike. Auf Touren durch die Vogesen hat sie mein Smartphone zuverlässig geschützt, Kleingeld aufgenommen, Platz für einen Ersatzschlauch, Reifenheber und eine Akku-Luftpumpe sowie ein paar Müsliriegel geboten. Vier Fächer helfen dabei, den Kleinkram gut sortiert abzulegen. In die beiden vorderen passen auch große Smartphones hinein. Die Tasche ist gepolstert und wasserdicht. Die Barrell wird mit Klettbändern am Lenker befestigt und kann mit einem weiteren Band am Steuerrohr gegen Verschwenken gesichert werden. Dessen Schnalle ist allerdings etwas umständlich zu schließen. An den Seiten werden die Enden des Reißverschlusses in Schnallen eingehängt, was sehr ordentlich aussieht. Der Tragegurt ist sehr schmal und daher unbequem, nimmt in der Tasche aber kaum Raum ein. Neben unserem olivgrünen Grau gibt es ein Modell in Schwarz. Die Barrell wiegt nur 170 Gramm. Das gefällt an der Barrell: Sie hat viele Fächer, ist leicht und einfach in der Handhabung. Das weniger: Die untere Schnalle zur Sicherung am Steuerrohr ist umständlich. Für wen sich die Barrell von Acepac eignet: Das Design und das geringe Gewicht sprechen für den sportlichen Einsatz am Gravelbike oder für Reisen mit dem Tourenrad. Die Klickfix-Lenkerhalterung macht die Verwendung dieser Tasche besonders einfach. Vor dem Losfahren hängt man sie in die Halterung ein, zum Abnehmen drückt man auf den Entriegelungsknopf. Weil die Klickfix-Halterung für deutlich schwerere Körbe und Taschen ausgelegt ist, sitzt die Tasche bombenfest. Wer keinen passenden Adapter am Fahrrad hat, kann die Borgen auch inklusive Lenkeradapter kaufen und muss diesen dann zunächst montieren. Wie immer bei der Klickfix gilt: Ist die Frontleuchte unten angebracht, passt alles, aber ein am Lenker fixiertes Akkulicht könnte durch die hoch sitzende Tasche verdeckt werden. Das Design der Borgen ist an das von Damenhandtaschen angelehnt. Sie lässt sich mit dem Schultergurt auch umgehängt tragen. Eine Testerin, die das Design erst "spießig" fand, kam beim Einsatz an ihrem Rad ins Grübeln. Die Tasche gefiel ihr zum Schluss doch. Im Alltag erweist sich die Borgen als durchdacht und unkompliziert. Im Inneren gibt es neben dem Hauptfach ein kleineres für ein Smartphone und zwei weitere für Schlüssel und anderen Kleinkram. Der Deckel schließt magnetisch und schützt ein weiteres, von außen zugängliches Fach, das sich ebenfalls für große Smartphones eignet. Die Schnallen des Umhängegurts können leicht gelöst werden. Der Gurt wird im Inneren des Deckels verstaut. Eine unauffällige Schlaufe auf der Rückseite hilft, die Tasche auch ohne Gurt vom Rad ins Restaurant zu tragen. Die Borgen soll fünf Liter fassen. Das ist mit viel Stopfen vielleicht möglich, aber dann beult sie stark aus. Eine Regenjacke passte im Test zusammen mit Smartphone und Co. gut hinein. Neben dem Testmodell mit reflektierendem Muster gibt es drei weitere, davon zwei einfarbige. Wasser kam im Test nicht durch, auch unter der Dusche blieb der Tascheninhalt trocken. Das gefällt an der Borgen Klickfix: Sie ist flexibel, wasserdicht und unkompliziert in der Handhabung. Das weniger: Ein Klickfix-Adapter muss fest an das Rad montiert werden. Die Tasche könnte das Frontlicht verdecken. Für wen sich die Borgen eignet: Menschen, die eine Umhängetasche am Fahrrad mitnehmen und sich nicht mit Klettverschlüssen oder Spanngurten beschäftigen wollen. Die Bandito Bar Bag kommt groß daher: Nicht nur, weil sie 3,8 Liter fasst und daher Raum für eine Regenjacke und weitere Kleidungsstücke bietet, sondern auch rein optisch: Die Wände der rollenförmigen Tasche sind verstärkt. So behält sie ihre zylindrische Form auch dann, wenn man nur ein Smartphone hineinlegt. Das aber fliegt in der großen Bandito beim Radfahren wild herum, da sie keine Innentaschen oder Unterteilungen hat. Das ist blöd, wenn Schlüssel und Smartphone gleichzeitig hineinmüssen. Ich habe mir damit beholfen, das Smartphone zwischen die verstärkte Innenwand und das Außenfutter zu schieben. Das geht, ist aber eher ein Notbehelf als eine perfekte Lösung. Der Hersteller Swift liefert zur Befestigung am Lenker zwei Kunststoffbänder sowie ein Gummiband zur Fixierung am Steuerrohr mit. Alternativ lässt sich die Bandito am Sattel einhängen. An meinem alten Ledersattel von Brooks mit seinen Ösen geht das einfach, an modernen Sportsätteln ohne Ösen wäre das nur mit Gefummel möglich. Um sie als Umhängetasche nutzen zu können, kann man bei Swift für rund 16 Euro einen Gurt bestellen. In die dafür vorgesehenen Ösen lassen sich aber auch andere Gurte mit Karabinerhaken einklinken. Ich habe zu diesem Zweck einen von meiner Kameratasche verwendet. Vor dem Einsatz über der Schulter müssen die Lenkerbefestigungsbänder entfernt und in die Tasche gelegt werden, denn ohne Spannung öffnet sich deren Verschluss und sie könnten verloren gehen. Ich habe die etwa 245 Gramm leichte Bandito immer dann gern genutzt, wenn ich warme Kleidung und eine Regenjacke mitnehmen musste. Hat es dann tatsächlich geregnet, blieb der Inhalt trocken. Swift bietet die Bandito in fünf Farben an. Das gefällt an der Bandito: Sie ist auch für Kleidungsstücke groß genug und trotzdem leicht. Das weniger: Ein Fach für das Smartphone fehlt. Der Umhängegurt kostet Aufpreis. Für wen sich die Bandito von Swift eignet: Für alle, die etwas Gepäck mitnehmen wollen.