Datum27.08.2025 19:17
Quellewww.spiegel.de
TLDRDie neuen Google-Smartphones, Pixel 10 und Pixel 10 Pro XL, setzen stark auf KI-Funktionen, wie eine individuelle Sprachausgabe für Übersetzungen und einen Camera Coach für bessere Fotos. Obwohl die Hardware-Verbesserungen begrenzt sind, hebt sich die Serie durch den eigenen Tensor-G5-Chip, die Unterstützung des Qi2-Ladestandards und einen verbesserten Pro-Resolution-Zoom ab. Die Geräte bieten entscheidende Funktionen, zum Beispiel die Übersetzung in Echtzeit, zeigen jedoch Schulter an Einschränkungen wie begrenzte Speicherkapazitäten und eingeschränkte Verfügbarkeit bestimmter Funktionen.
InhaltDie neuen Pixel-Phones können mit der Stimme des Testers fremde Sprachen sprechen und Dinge fotografieren, die mit bloßem Auge kaum zu sehen sind. Reicht Googles KI aus, um die wenigen Hardware-Neuerungen auszugleichen? Man hätte erwarten können, dass Google die zehnte Generation seiner Pixel-Smartphones mit einem Redesign feiert, so wie Apple es beim iPhone 10 getan hat. Doch denkste: Bis auf ein Detail steckt in den neuen Flaggschiffmodellen von Google nichts Unerwartetes und schon gar nichts, was andere nicht auch haben – abgesehen vom Tensor-G5-Chip, den Google nur für die eigenen Geräte produziert. Natürlich soll er schneller sein als der G4 vom Vorjahr, doch nachmessen lässt der Konzern Leute wie mich das nicht. Auf den Testgeräten jedenfalls ist die weitverbreitete Test-App Geekbench gesperrt. Dieser Text enthält mit dem Hinweis "Anzeige" gekennzeichnete Affiliate-Links, über die der Verlag, aber nie der Autor individuell, bei Verkäufen eine geringe Provision vom Händler erhält. Das eine Detail, mit dem sich die Modelle der Pixel-10-Serie von der Konkurrenz abheben, ist, dass sie den kabellosen Ladestandard Qi2 samt magnetischer Arretierung der Ladepucks unterstützen. Dass der auf Apples Magsafe basiert, lässt sich leicht daran erkennen, dass die neuen Pixel-Smartphones prima mit Magsafe-Zubehör funktionieren. Google nennt das Pixelsnap. Das Pixel 10 und 10 Pro lassen sich auf diesem Weg mit bis zu 15 Watt aufladen, das Pixel Pro XL mit bis zu 25 Watt. Per Kabel geht es schneller, aber nicht so bequem. Und ja, manche Hersteller bieten schnellere Ladetechnologien an, benötigen dafür aber spezielle Ladegeräte. Leider geht mit der Einführung von Pixelsnap die Möglichkeit des umgekehrten Aufladens verloren. Man kann also seine Kopfhörer oder das Handy einer Freundin nicht mehr kabellos mit Energie aus dem Akku des Pixel-Smartphones aufladen, indem man es auf dessen Rücken legt. Doch wichtiger als der Rücken ist ohnehin die Vorderseite. Die Bildschirme aller drei Modelle – Pixel 10, 10 Pro und 10 Pro XL – können bei kaum veränderten Maßen nun heller strahlen. Die Pro-Modelle leuchten mit bis zu 3300 Nits, das Pixel 10 mit maximal 3000 Nits. Im Alltag ist der Unterschied freilich kaum sichtbar. Ähnliches gilt für die Kameras, die nahezu 1:1 denen der Vorgängermodelle entsprechen. Was allerdings einen Unterschied macht: Zusätzlich zu seiner Weitwinkel- und Ultraweitwinkelkamera hat das Pixel 10 jetzt auch eine Telekamera. Damit übertrumpft Google etwa das iPhone 16 zumindest hinsichtlich der Anzahl verfügbarer Kameras. Allerdings liegt nur die 48-Megapixel-Weitwinkelkamera des Pixel 10 auf dem Niveau der beiden Pro-Modelle. Seine Ultraweitwinkel- respektive Tele-Kamera müssen mit einem Viertel der Pixelmenge der großen Modelle auskommen, sie haben nur 13 beziehungsweise 10,8 Megapixel. Diese Einschränkung macht sich insbesondere bei den Fähigkeiten der Tele-Kamera bemerkbar, die nicht mit denen der Pro-Modelle mithalten. Eine Funktion, die potenziell mehr zu Fotos beitragen kann als verbesserte Kameratechnik, ist der Camera Coach. So nennt Google eine Variante seiner Gemini-KI, die in der Kamera-App steckt. Per Druck auf das Symbol des Camera Coach startet man eine Art stummes Beratungsgespräch. Zunächst analysiert die KI, was im Sucher der Kamera zu sehen ist und macht Vorschläge, auf welche Art man das Motiv aufnehmen könnte. Hat man sich für einen Weg entschieden, leitet der Camera Coach durch die Schritte, die für eine gelungene Aufnahme nötig sind. Dabei gibt er Anweisungen, wie man das Handy halten soll und welcher Bildausschnitt und welche Zoomstufe sich empfehlen. Das Ganze ist eine nette Möglichkeit, Grundlagen der Bildkomposition zu lernen. Doch insbesondere Schnappschüsse lassen sich auf diese Weise nicht machen, dafür ist das System zu langsam. Seit einigen Jahren gibt es bei manchen Highend-Smartphones, etwa den Galaxy-Ultra-Geräten von Samsung, einen 100-fachen Zoom. Weil solche Zoomstufen größere Linsen erfordern würden, als man in ein Smartphone stopfen kann, basieren diese Vergrößerungen auf Interpolation. Das heißt, dass eine Software versucht, in der Aufnahme fehlende Pixel zu errechnen und sie dem Bild hinzuzufügen. Die Ergebnisse dieser Methoden sind auf unterschiedliche Weise enttäuschend. So fotografiert es sich mit dem Pixel 10 Pro XL Google bietet nun beim Pixel 10 Pro und Pro XL auch eine solche Möglichkeit an, den optischen Zehnfach-Zoom auf eine 100-fache Vergrößerung aufzublasen. Meine Erwartung: Besser als bei den anderen wird das bei Google auch nicht klappen. Meine Erkenntnis, nachdem ich die "Pro-Resolution-Zoom" genannte Funktion ausprobiert habe: Doch, das klappt erstaunlich gut. Während viele vergleichbare Testfotos, die ich mit anderen Smartphones aufgenommen habe, mehr oder weniger Pixelbrei zeigen, sind die 100-fach-Zoom-Fotos, die ich mit dem Pixel 10 Pro XL gemacht habe, oft ansehnlich – wenn auch nicht immer. Die über die Zäune einiger Nachbarn geknipste Aufnahme eines Busches etwa zeigte nach der Bearbeitung durch Google KI scharfe Kanten und Strukturen auf den Blättern. Sogar zwei Blüten, die auf dem Originalbild kaum zu erkennen sind, hat sie herausgearbeitet: Beim Fotografieren quer über einen Golfplatz konnte die KI sogar ein Bild erkennbar machen, das einige Hundert Meter entfernt an einem Zaun hängt (siehe Fotostrecke). Auch die Strukturen von Hauswänden und Zäunen arbeitet die KI sauber heraus. An Schrift scheiterte sie allerdings regelmäßig. Wenn Buchstaben im Originalbild verschwimmen, halluziniert sich der Pro-Resolution-Zoom zusammen, was da hinpasst, egal, ob der Text Sinn ergibt oder nicht. Der Pro-Resolution-Zoom im Praxiseinsatz Die Live-Übersetzungsfunktion für Telefonate hat manchmal ähnliche Anwandlungen und ist ähnlich faszinierend. Das Prinzip ist simpel: Telefoniert man mit einer Person, die eine andere Sprache spricht, ruft man in der Telefon-App im Menü des "Anrufassistenten" die Funktion Dolmetschen und die Sprache des Gegenübers auf. So allwissend wie der alle Sprachen übersetzende Babelfisch aus "Per Anhalter durch die Galaxis" ist Googles Dolmetscher allerdings nicht. Aktuell kann er außer Deutsch noch Englisch, Spanisch, Japanisch, Italienisch, Französisch, Portugiesisch, Schwedisch, Russisch, Indonesisch und Hindi. Sind die Einstellungen vorgenommen, übersetzt der digitale Dolmetscher mit einem Zeitversatz von ein paar Sekunden alles, was man sagt, in die Sprache des Gesprächspartners und umgekehrt. Man hört also zuerst kurz, was die Person in ihrer Sprache sagt, und dann den Text in der eigenen Sprache. Ganz wie es mit einem Dolmetscher aus Fleisch und Blut wäre. Ein solcher Dolmetscher beherrscht aber nicht den Trick, der Googles Variante so faszinierend macht: das Sprechen mit der Stimme der jeweiligen Person. Denn statt im Stil einer klassischen Computerstimme hört man die übersetzten Aussagen beider Gesprächspartner mit der jeweiligen Stimme und dem jeweiligen Tonfall. Google synthetisiert diese Stimme nahezu in Echtzeit. Das klappt nicht perfekt, aber doch recht überzeugend. Schwerer wiegt, dass das System bei der Übersetzung manchmal ins Stolpern kommt. Insbesondere wenn man schnell spricht, umgangssprachliche Ausdrücke verwendet oder einen Satz auf halbem Weg verändert, kommt regelmäßig Quatsch dabei raus. Hilfreich, damit die Übersetzungen gut funktionieren, ist es, ruhig und langsam zu sprechen und dem anderen nicht ins Wort zu fahren. 1 Gigabyte2 Milliamperestunden3 Megapixel Eine weitere Funktion ist – in meinem Fall – so vielversprechend wie enttäuschend. Googles Rekorder-App kann jetzt passend zu eingesungenen Texten Hintergrundmusik erzeugen. Dazu singt man einfach einen Song in die App ein und tippt nach dem Beenden der Aufnahme auf das Drei-Punkte-Menü rechts oben. Dort wählt man "Musik erstellen" aus. Als Nächstes wählt man eine Stimmung aus, etwa "Beats zum Chillen", "melancholischer Blues" oder eine eigene Kombination aus Musikrichtung und -stimmung, bevor die Software versucht, zum Gesang und Tempo passende Musik zu erfinden. Bei meinen Experimenten mit dieser Funktion blieb es meist beim Versuch, so richtig gut hat das nie geklappt. Es mag an meinen mangelnden Fähigkeiten als Sänger liegen, aber harmonisch wirkte da gar nichts. Vorläufig scheint das Feature eher ein witziges Gimmick als eine Möglichkeit zu sein, musikalische Ideen zu konkretisieren. Ich kann es aber auch kaum erwarten, zu hören, was die Software mit professionellem Gesang anstellen kann. Weil es durch die Fortschritte bei künstlicher Intelligenz immer schwieriger wird, zu erkennen, ob ein Bild mit KI verändert wurde, hat ein Industriekonsortium den C2PA-Standard (Coalition for Content Provenance and Authenticity) entwickelt. Kameras und Software, die diesen Standard unterstützen, hinterlassen in Bilddateien Informationen dazu, woher die Aufnahmen stammen und mit welchen Tools sie bearbeitet worden sind. Weil sie diese Daten fälschungssicher speichern, soll sich transparent nachvollziehen lassen, ob und wenn ja, wie ein Bild manipuliert wurde. Dass Google diese Daten nicht nur in die Aufnahmen der neuen Pixel-Smartphones einbettet, sondern es auch ermöglicht, sie per Fingerwisch auszulesen, mag aktuell noch minimal wichtig erscheinen. Es ist aber ein erster wichtiger Schritt, per C2PA nachvollziehbar zu machen, ob ein Foto authentisch ist oder mit KI manipuliert wurde. Die Pixel-Phones der Serie 10 sind neuer Wein in alten Schläuchen, aber das ist nicht schlimm, denn der neue Wein ist lecker. KI-Funktionen wie der Camera Coach und der Telefondolmetscher können im Alltag oft nützlicher sein als ein schnellerer Prozessor oder eine höher auflösende Kamera. Dass die neuen Pixel mit meiner Stimme in fremden Sprachen sprechen und Motive fotografieren können, die ich mit bloßen Augen kaum sehen kann, zeigt einmal mehr, wohin die Reise geht: Smartphones sind gerade in einer Übergangsphase, sie werden von App-Abspielgeräten zu KI-Trägern. Vieles von dem, was jetzt in den Pixel-10-Modellen steckt, wird im kommenden Jahr auch in Geräten anderer Hersteller Einzug halten. Doch wer die Neuerungen zuerst haben will, muss eben ein Pixel-Phone kaufen. Verglichen mit den Verkaufszahlen von Samsung und Apple sind sie bis heute ein Nischenphänomen. Aber sie sind Googles Art, zu zeigen, was mit Android möglich ist. Dass Google weiterhin sieben Jahre Updates verspricht, ist fein. Dass das Pixel 10 und das Pixel 10 Pro noch mit mageren 128 GB Speicherplatz ausgeliefert werden, nicht. Dasselbe gilt dafür, dass nicht alle KI-Funktionen, mit denen Googles Smartphones in den USA ausgeliefert werden, hier nutzbar sind. So fehlt etwa die "Magic Cue"-Funktion, die den Überblick über Termine, Reisen und vieles mehr behalten und jederzeit und überall darüber Auskunft geben können soll. Über welche Produkte wir in der Netzwelt berichten und welche wir testen oder nicht, entscheiden wir selbst. Für keinen der Testberichte bekommen wir Geld oder andere Gegenleistungen vom Hersteller. Es kann aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass wir über Produkte nicht berichten, obwohl uns entsprechende Testprodukte vorliegen. Testgeräte und Rezensionsexemplare von Spielen bekommen wir in der Regel kostenlos für einen bestimmten Zeitraum vom Hersteller zur Verfügung gestellt, zum Teil auch vor der offiziellen Veröffentlichung. So können unsere Testberichte rechtzeitig oder zeitnah zur Veröffentlichung des Produkts erscheinen. Vorabversionen oder Geräte aus Vorserienproduktionen testen wir nur in Sonderfällen. In der Regel warten wir ab, bis wir Testgeräte oder Spielversionen bekommen können, die mit den Verkaufsversionen identisch sind. Wenn sie bereits im Handel oder online verfügbar sind, kaufen wir Produkte in einigen Fällen auf eigene Kosten ein. In der Regel werden Testgeräte nach dem Ende des Tests an die Hersteller zurückgeschickt. Die Ausnahme sind Rezensionsexemplare von Spielen und langfristige Leihgaben: So haben wir zum Beispiel Spielekonsolen und Smartphones in der Redaktion, die wir über längere Zeit nutzen dürfen. So können wir beispielsweise über Softwareupdates, neues Zubehör und neue Spiele berichten oder Langzeiturteile fällen. Oft werden Rezensionsexemplare am Ende eines Jahres zum Beispiel gesammelt und im Rahmen eines firmeninternen Flohmarkts verkauft, wobei die Erlöse für gemeinnützige Zwecke gespendet werden. Teilweise werden sie auch direkt an gemeinnützige Einrichtungen gespendet. Die Kosten für Reisen zu Veranstaltungen, egal ob sie in Deutschland oder im Ausland stattfinden, trägt DER SPIEGEL stets selbst. Das gilt auch dann, wenn beispielsweise aufgrund kurzfristiger Termine ein Unternehmen die Reiseplanung übernimmt. Veranstaltungen, zu denen wir auf eigene Kosten reisen, sind unter anderem die Messen Ifa, CES, E3 und Gamescom, Entwicklerveranstaltungen wie die Google i/O, WWDC und Build sowie Events von Firmen wie Apple, Google, Microsoft oder Nintendo. Auf Konferenzen wie dem Chaos Communication Congress oder der re:publica bekommen wir in der Regel, wie auch andere Pressevertreter, kostenlose Pressetickets, da wir über die Konferenz berichten und keine klassischen Teilnehmer sind. Seit Dezember 2016 finden sich in einigen Netzwelt-Artikeln sogenannte Affiliate-Anzeigen, die sogenannte Links zu Onlineshops enthalten. Besucht ein Nutzer über einen solchen Link einen dieser Shops und kauft dort online ein, wird DER SPIEGEL, aber nie die Autorin oder der Autor individuell, in Form einer Provision an den Umsätzen beteiligt. Diese Provision wird vom Händler gezahlt, nicht vom Hersteller des Produkts. Die Anzeigen tauchen in Artikeln unabhängig davon auf, ob ein Produkttest positiv oder negativ ausfällt. Eine ausführliche Erklärung zu Affiliate-Links finden Sie, wenn Sie auf diesen Link klicken. Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich hieß es in diesem Text, das Galaxy S25 habe nur zwei Kameras. Tatsächlich hat es drei. Wir haben den Text entsprechend korrigiert.